Es ist schwierig für mich zu schreiben. Ich stehe nicht hinter dem, was ich denke. Was heisst das? Ich bin nicht nahe an mir selbst, stehe neben mir. Lustlosigkeit beherrscht meinen Alltag. Ich gehe arbeiten, werde schnell müde, freue mich aufs Training, wo ich nicht einmal die Hälfte meines Könnens abrufen kann. Ich bringe nichts zu Stande. Habe mir vorgenommen, zu lesen, um weiterzukommen, ohne zu Lesen bleibe ich stehen. Ich will die Welt verstehen, am liebsten alles verstehen.
Warum schreibe ich überhaupt in Schriftssprache? Lieber würde ich jetzt in einer anderen Sprache schreiben. Doch vielleicht nur, weil es nicht nach mir tönen würde. Will ich mich hören? Will ich hören, was ich zu sagen habe? Will es jemand anderes hören? Ich selbst denke nicht. Wer will hören, was ich zu sagen habe? Für wen lebe ich? Warum habe ich immer das Gefühl auf andere wirken zu müssen, sie zu beeindrucken?
Lieber wäre ich anders, als das ich es bin. Bei meinen Eltern habe ich versagt. Sie wissen nicht mehr wer ich bin, ich bin so gar keine Persönlichkeit mehr bei ihnen. Ich habe das Gefühl von dort muss ich weg.
Bei FreundInnen bin ich beliebt, manchmal frage ich mich wieso. Klar ich bin witzig, gut drauf, man kann mit mir feiern.
Doch manchmal denke ich, ich lebe viel zu viel für sie. Dabei weiss ich so gar nicht, wer ich bin. Ich bin nicht zufrieden mit meiner Vergangenheit, auch nicht mit meiner Gegenwart. Ich muss mich selbst finden, um glücklicher zu werden. Momentan habe ich kaum Achtung vor mir selbst, sehe immer zuerst das Negative. Das lässt sich gut am Beispiel M. erklären. Warum habe ich immer wieder Ja gesagt? Zu etwas, was mich keinen Schritt vorwärts gebracht hat, zu etwas, was ich im Nachhinein fast immer bereut habe, weil er mich einfach nicht so behandelt hat, wie ich behandelt werden möchte? Nicht nur das, ich habe mich unter meinem Wert verkauft.
Ich habe nach Gründen gesucht, für meine fehlende Stärke gegenüber ihm, die ich doch vorher gegenüber Männern immer gezeigt hatte.
Er war der erste seit langem, der mich nicht gelangweilt hat. Wo ich nicht die Oberhand hatte. Ich glaube, er hat das gar nicht gemerkt. Er hat nie etwas gemerkt. Gute Gespräche hatten wir erst recht nicht. Teils hat er mir halt das Gefühl der Geborgenheit und der Zusammengehörigkeit wieder zu spüren gegeben, das ich so vermisst hatte seit meiner letzten Beziehung. Doch was bringt mir dieses kurzwährende Glück, wenn ich nicht weiss, ob es echt war, oder ob es nur eine Momentaufnahme war? Vertrauen hat er mir nie gegeben. Jetzt bin ich am Punkt angelangt, wo ich denke, lieber gehe ich jedes Wochenende zu einer Freundin schlafen, als zu ihm. Bei meinen Freundinnen ist nämlich auch der Morgen danach nicht unangenehm. Was es bei ihm definitiv war. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob ich meinen Vorsatz, die Finger von ihm zu lassen, einhalten kann. Das Problem existiert vor allem am Wochenende. Denn der Einfluss von Alkohol stellt mich ganz schön vor eine schwierige Situation: Erstens bin ich sensibler, zweitens eifersüchtig und drittens würden alle gerne zu jemandem in ein Bett kuscheln gehen um eine gewisse nächtliche Uhrzeit.
Doch lieber lebe ich mit der Vorstellung, irgendeinmal glücklich geliebt zu werden von jemandem, der sich wirklich für mich interessiert, nicht nur für meinen Hintern oder mein eher gutes Aussehen.
Jedenfalls hat diese sehr spannende, undurchschaubare Persönlichkeit mich ganz schön zum Nachdenken gebracht, verwirrt und vielleicht sogar auf eine gewisse Weise weitergebracht. Ich habe noch nicht herausgefunden, auf welche Weise. Vielleicht, dass es manchmal einfach besser ist, auf Deckung zu gehen, sich zu verschliessen, und nicht, den anderen Menschen unbedingt dazu zu bringen, dich zu lieben. Ich hätte ihn noch so gerne „geknackt“, doch bei ihm war es unmöglich. Entweder weil er zu jung ist, oder weil er mich einfach nicht gut genug findet. Oder weil er einfach herzlos ist, was ich mir oft gedacht habe (vor allem, wenn er wieder mal so völlig abwesend war).
Zu dieser Sache stehe ich wenigstens positiv: Ich habe das Gefühl, ich kann definitiv damit abschliessen, auch wenn er dummerweise genau zum gleichen Zeitpunkt wie ich B. besucht, was ich aber auch überstehen werde.
16. Oktober 2014
M. ist Geschichte. Neuer Fang: Der Schöne L.
Er hat mich von dieser Misere gerettet, ich hoffe, ich werde noch vieles mit ihm erleben.
Das war einer meiner ersten Einträge zum Thema Jugendliebe.